Als ich am 27.März 2015 Ihren Artikel las „ Wir kennen nicht den Grund“ und auch die anderen Berichte über diese schreckliche Flugzeugkatastrophe noch einmal eingehend studierte, fiel mir schlagartig das Aerotoxische Syndrom, auch Pilotenkrankrankheit genannt, ein, über das seit 2010 immer häufiger berichtet wird.

Ursache ist das hochtoxische Trikresylphosphat (TCP). Dieses ist in dem Triebwerksöl enthalten. Es kann, wenn deren Dämpfe aus undichten Stellen der Hydrauliköl-Leitungen austreten, über den Luftstrom in die Pilotkabine geraten. Es gibt nach Angaben der Pilotenvereinigung weltweit 500 Fälle von Besatzungsmitgliedern, die nach Einatmen von Giftstoffen in der Kabinenluft krank wurden. Schon nach einmaligem Einatmen sind gesundheitliche Beeinträchtigungen festgestellt worden. Die Betroffenen sind arbeitsunfähig und verlieren ihre Fluglizenz ohne Entschädigung. Ein wirksamer Schutz vor den Schadstoffen ist technisch sehr aufwendig, weil er an den Flugzeugmotoren neue Konstruktionen erforderlich macht.

Literatur: 1. Spiegel, online August 2010 (Notlandung einer Condor-Maschine), 2. Furlong et al. Toxicol Appl. Pharmacol. 2011 (Nachweis von TCP in untersuchten Passagieren), 3. 25. September 2011, Spiegelbericht über Rauch in der Pilotkabine bei Air Berlin, 4. Am 13. 05.2013 musste ein Pilot einer Lufthansamaschine wegen Rauchentwicklung kurz nach dem Start Flug abbrechen.

Die Krankheit ist wenig bekannt. Hersteller und Luftverkehrsgesellschaften weisen darauf hin, dass ein wissenschaftlicher Beweis für den Zusammenhang der Symptome und TCP bislang nicht hergestellt werden konnte. Aus umweltmedizinischer Sicht muss man aber im Rahmen der Ursachenforschung auch an dieses Aerotoxische Syndrom denken. Als Symptome sind psychische und neurologische Beschwerden bekannt wie z. B. anhaltendes unerklärbares Krankheitsgefühl, dauernde Erschöpfung, depressive Verstimmungen, Würgereiz, Konzentrationsstörungen, Störungen der Wahrnehmung, Lähmungen, Schwindel, Anfälle von Bewusstlosigkeit, toxische Nervenschädigungen (Polyneuropathie.) Das TCP (Abbauprodukte) lässt sich im Urin und nach Apherese im Eluat nachweisen.

Für ein Aerotoxisches Syndrom“ beim dem Co-Piloten könnten sprechen: 1. Die Unterbrechung der Ausbildung für einige Monate. 2. Die jetzige Krankschreibung. Aus Angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren ist er dennoch zur Arbeit gegangen.

Man kann auch hier nur spekulieren. Dennoch sollte man auch in dieser Richtung untersuchen. Vielleicht ist noch Urin vorhanden, welchen man nachträglich auf TCP untersuchen könnte. In jedem Falle gilt: Solange man nicht die zweite Blackbox gefunden und ausgewertet hat und alle Laborbefunde, solange sollte man mit einer endgültigen Antwort auf die Ursache des Absturzes warten.

Absturz
 

An die Lüdenscheider Nachrichten, Leserbrief zu Ihrem Artikel „Wir kennen nicht den Grund“ vom 27. März 2015