Ich stimme Herrn Claudius Bartsch in seiner Beurteilung des Gerichtsurteils des Oberverwaltungsgericht (OVW) Münster voll zu. Das Urteil ist ein schreiendes Unrecht an unserer Tierwelt. Es ist eine Kapitulation unserer Rechtsprechung vor der Industrielandwirtschaft mit ihrer Massentierhaltung.

Unsere christlich geprägte ethische und moralische Messlatte, auf die wir doch immer so stolz hinweisen, wird nun auch offiziell durch die Justiz deutlich niedriger angesetzt, wenn wirtschaftliche Gründe eine Rolle spielen. Als Hauptgrund wird die Versorgung der Bevölkerung mit Ei und Fleisch angegeben.

Welch eine fatale Fehlfehlbeurteilung! Es geht den Betreibern nämlich nicht allein um die Versorgung hierzulande, sondern um eine Überversorgung, damit sie den Überschuss in andere Länder, insbesondere in Entwicklungsländer billig verkaufen können, so billig, dass diese nicht mehr in der Lage sind, selbst solche Produkte im Lande herzustellen und zu verkaufen. Das wiederum ist eine der Hauptgründe für Armut und damit für sozialen Unfrieden und Bürgerkriege in diesen Ländern. Der kaum mehr aufzuhaltende Flüchtlingsstrom ist eine dieser Folgeerscheinungen. Die Zunahme von Terroristen, die auch einen Märtyrertod in Kauf nehmen, hat ebenfalls in der Armut eine ihrer Wurzeln. Sie ist ein Verzweiflungsakt.

Virus

Wie macht sich die Massentierhaltung konkret bei uns in Deutschland bemerkbar? Der Überschuss an Gülle, der bei uns „wahllos“ auf Felder und Wiesen unter dem Deckmantel „gute biologische Düngung“ gegossen wird, verursacht eine Vergiftung des Grundwassers und trifft damit direkt unser wichtigstes Lebenselixier.

Die millionenfache Tötung von männlichen Küken setzt somit eine Lawine von Negativfolgen in Gang. Und was machen wir. Wir schauen zu. Als Arzt und Entwicklungshelfer ist es meine Pflicht geradezu darauf hinzuweisen.

An die Lüdenscheider Nachrichten, Leserbrief zum Leserbrief von Claudius Bartsch „Dieses Urteil ist schreiendes Unrecht“ vom 31. Mai 2016